Ein Tag mit dem Room-Service in Walenstadt | Kantonsspital Graubünden

Ein Tag mit dem Room-Service in Walenstadt

10. Apr. 2024
Der Room-Service am Kantonsspital Graubünden sorgt dafür, dass alle nichtmedizinischen Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten erfüllt werden. Was genau heisst das aber? Um das herauszufinden, habe ich einen Tag lang im Room-Service am Standort Walenstadt ausgeholfen.
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Selfie des Blogautors mit Claudia vom Room-Service Walenstadt im Einsatz.
Claudia vom Room-Service in Walenstadt (links) und ich beim Teeservice.

von David Eichler (Unternehmenskommunikation)

Schichtbeginn ist um 7:15 Uhr. Eigentlich nicht viel früher als ich meine normalen Büro-Arbeitstage in der Unternehmenskommunikation starte. Gedanken über mein Arbeitstag-Outfit musste ich mir nach dem Aufstehen nicht machen. Das Tenue Room-Service ist klar vorgegeben. Ich mache mich also in dunkelblauer Hose, weissem Hemd, Krawatte und dunklen Schuhen auf den Weg nach Walenstadt.
 

Teeservice und die wichtige Liste

Kaum hat mich Stefanie Kalberer, Teamleiterin Room-Service Walenstadt, in Empfang genommen, startet schon mein erster Einsatz. Zusammen mit Claudia und Luzia, deren Schicht bereits um 6:45 Uhr begonnen hat, tausche ich die leeren Teekannen und Wasserkaraffen in den Zimmern durch frisch aufgefüllte aus. Der Bürogummi in mir kommt erst langsam auf Betriebstemperatur. Ich habe bereits den Überblick verloren, in welchem Zimmer welche Teesorten ausgetauscht werden müssen, auch wenn die kleinen, weissen Etiketten auf den Kannen eine Hilfe wären, sind doch Zimmer- und Bettnummer darauf vermerkt. Eine weitere Hilfe wäre die Liste mit allen Wünschen, Bestellungen, Allergien und Unverträglichkeiten, die von Claudia und Luzia stetig nachgeführt wird. Diese Liste wird mir an meinem Tag im Room-Service immer wieder begegnen.
 

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Die Tee-Etiketten, anhand derer der Room-Service weiss, wer welchen Tee bestellt hat.
Auf den Etiketten ist vermerkt, welcher Tee in welches Zimmer und zu welchem Bett muss.

Abwasch – Frühstück – Abwasch

Nachdem alle Patientinnen und Patienten den von ihnen bestellten Tee erhalten haben, beginnen wir mit dem Abwasch des alten Teegeschirrs. Fertig werden wir vorerst nicht, denn die Küche hat bereits die Transportwagen mit dem Frühstück geliefert. Wir unterbrechen den Abwasch und beginnen damit, in allen Zimmern das Zmorga zu servieren. Einigen älteren Patientinnen und Patienten öffnen wir Konfi und Butter, wenn sie das nicht mehr selber bewerkstelligen können. Dazwischen immer wieder ein freundliches «Guten Morgen, haben Sie gut geschlafen? Können wir Ihnen noch etwas bringen?» Wird ein Wunsch geäussert, wird er auf der Liste eingetragen und schnellstmöglich erfüllt, sobald es die Zeit zulässt.
Wir gehen zurück in die Spülecken und kümmern uns weiter um den Abwasch des Teegeschirrs. Kaum fertig, stehen wir schon wieder in den Zimmern und räumen das Frühstücksgeschirr ab. Bei den Patientinnen und Patienten der Akutgeriatrie halten wir auf der Liste fest, wie viel vom Frühstück auch wirklich gegessen wurde.
 

Herzlich willkommen

Nach dem Frühstücksservice steht der erste Eintritt des Tages an. Eine Dame, die für eine Operation ans Kantonsspital Graubünden, Standort Walenstadt kommt, wartet am Empfang auf uns. Wir führen sie zu ihrem Zimmer, helfen ihr mit dem Gepäck und erklären ihr das Patiententerminal. Zudem fragen wir sie bereits, was sie an dem Tag zum Zmittag und zum Abendessen und am Folgetag zum Frühstück möchte. Claudia zählt dabei die verlockendsten Menüvorschläge auf und ich merke, wie sich mein Magen langsam auch meldet. Er würde seine Bestellung auch gerne aufgeben. Darauf müssen er und ich aber noch etwas warten.
 

Pause zusammen mit der Pflege

Nach Tee- und Frühstücksservice, Bestellaufnahme und Geschirrspülen haben wir uns eine kurze Pause verdient. Inzwischen ist auch Natalie, die dritte Mitarbeiterin der heutigen Room-Service-Besetzung, angekommen. Sie wird am Abend etwas länger bleiben, während Claudia am Nachmittag Zimmerstunde hat und Luzia mit mir den Dienst bis 15:30 Uhr macht. Die Pause verbringen wir gemeinsam mit der Pflege. Jemand hat Geburtstag und einen Kuchen mitgebracht. Der Kontakt und die Zusammenarbeit mit der Pflege sind eng. Wenn das Telefon bei jemandem vom Room-Service klingelt, dann ist es meist jemand von der Pflege am anderen Ende, um Updates und Bestellungen von Patientinnen und Patienten aufzugeben, zu informieren, wenn jemand in ein anderes Zimmer verlegt wird oder wenn der Menüplan für jemanden angepasst worden ist.
 

Von der Gastronomie in den Room-Service

Wir vier Room-Servicler finden in der Pause etwas Zeit, uns auszutauschen. Claudia, Luzia und Natalie haben früher alle in der Gastronomie gearbeitet. Luzia hat vor kurzem die Lehre abgeschlossen und wollte danach eine Arbeit mit mehr sozialem Bezug machen. Claudia hat mitunter auch wegen ihrer Mutter ins Spital gewechselt. Diese arbeitete in einem anderen Spital und meinte einmal zu ihr: «Das wäre etwas für dich». Auch weil die Arbeitszeiten im Spital einfacher zu handhaben sind, als in der Gastronomie. Allen drei gemeinsam ist die Freude am Beruf und am Austausch mit Menschen. Das merkt man bereits nach nur wenigen Stunden gemeinsam mit ihnen. Wir beenden die Pause und machen uns wieder an die Arbeit.
 

Austausch zwischen Chur und Walenstadt

Am Vormittag steht noch der Room-Service-Flow an. Da kommt jemand von der Leitung des Room-Services aus Chur vorbei, informiert über aktuelle Themen, beantwortet Fragen und fühlt den Puls im Team. Mit dabei ist auch Stefanie, die Teamleiterin Room-Service Walenstadt, die mich am Morgen begrüsst hatte. Man bespricht sich und tauscht sich aus. Wo gibt's Probleme? Was funktioniert? Wo drückt der Schuh und wie kann das Team in Walenstadt von Chur aus besser unterstützt werden?

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Die Mitarbeitenden des Room-Service Walenstadt sitzen gemeinsam am Tisch im Pausenraum.
Austausch: Beim Room-Service-Flow informiert die Leitung des Room-Service über Neuerungen, beantwortet Fragen und fühlt den Puls der Mitarbeitenden.

Wer darf was zu sich nehmen?

Einer der grössten Unterschiede zwischen den Standorten Walenstadt und Chur ist, dass in Walenstadt auf der gleichen Abteilung Patientinnen und Patienten aus diversen Fachgebieten wie zum Beispiel Palliative Care, Geriatrie, Medizin und Chirurgie untergebracht sind. Patientinnen und Patienten haben je nach Fachgebiet andere Bedürfnisse. Nach einer Bauchoperation kann es sein, dass sie ihre Nahrung nur flüssig essen dürfen. Dann gibt es die HNO-Patienten, die in der Regel nur weich und fein essen dürfen. Patientinnen und Patienten, die eine Tonsillektomie (Mandeloperation) hatten, sogenannte «Tönsler», dürfen nichts mit Säure und nichts Grobes essen. Alles muss richtig bestellt und entsprechend auch auf der Liste vermerkt werden. Die eigenen sprichwörtlichen Pappenheimer kennt man. Bei einem Einsatz auf einer fremden Station muss man sich aber immer erst einen Überblick verschaffen, denn: Patientinnen und Patienten wissen nicht immer genau, was sie essen und trinken dürfen oder können und was nicht.
 

Mittagspause – für die Gäste – und dann auch für mich

Nach dem Room-Service-Flow beginnen wir damit, den Patientinnen und Patienten ihr Mittagessen aufs Zimmer zu bringen. Ein nettes Wort hier ein «an Guata» dort und immer daran denken, die Liste nachzuführen, wenn ein kulinarischer Wunsch geäussert oder eine andere Anpassung nötig wird. Danach heisst es auch für mich und meinen Magen: «Mittagspause».
 

Abstauben, Auffüllen und sprachliche Herausforderungen

Am Nachmittag gehen wir wieder von Zimmer zu Zimmer und sorgen dafür, dass der Bereich rund um die Betten abgestaubt wird. Zudem checken wir, ob die Materialschränke vollständig sind. Wo das nicht der Fall ist, füllen wir Tücher, Servietten, Kopfhörer, Brechbecher, etc. wieder auf. Dazwischen verlegen wir, wo nötig, Patientinnen und Patienten in ein anderes Zimmer und leiten den entsprechenden Putzauftrag an die Mitarbeitenden des Reinigungsdienstes Vebego weiter. Wir reinigen unsere Abwaschecken, füllen die Bestände an Getränken wieder auf und organisieren dazwischen eine neue Telefonkarte für einen Patienten, der seine verloren hat. Für ihn klären wir auch kurz ab, ob ein albanischer Fernsehsender verfügbar ist und nehmen seine Essensbestellung auf. Beim Dessert wird es etwas schwierig, da er beim Wort «Nachtisch» immer wieder freundlich lächelt, nickt und auf seinen Nachttisch zeigt. Wir können uns dann aber doch noch verständigen und seine Wünsche in die Liste aufnehmen. Für ihn wird, wie für alle anderen Patientinnen und Patienten, gesorgt: Was das Medizinische betrifft, durch Ärzteschaft und Pflege und was alle nichtmedizinischen Bereiche betrifft, durch den Room-Service.
 

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Drei Damen des Room-Service besprechen sich im Büro.
Abgleich: Natalie, Luzia und Claudia (v.l.n.r.) besprechen im Büro des Room-Service, was am Nachmittag noch erledigt werden muss.